Selbsttests aus der Apotheke

Selbsttests verraten einiges über Ihre Gesundheit. Welche sind besonders wichtig, und was müssen Sie beachten?

Im zweiten Teil des Artikels schauen wir uns speziell die weiblichen Daten mit Blick auf Schwangerschaft und Wechseljahre an.

 

Ein Artikel von Karsten Kulms und Saskia Fechte.

 

Bequem, diskret und ohne lange Wartezeiten – das sind die Vorzüge von Selbsttests. Sie sind zwar nicht darauf ausgelegt, die Diagnose durch den Arzt zu ersetzen. Sie können aber einen ersten Hinweis darauf geben, ob etwas mit Ihrer Gesundheit nicht stimmt. In Ihrer Apotheke finden Sie eine ganze Reihe von Selbsttests zu den unterschiedlichsten Gesundheitsfragen:

 

Genug Eisen?

Müde und antriebslos? Kopfschmerzen, Schwindelgefühl oder brüchige Haare und Fingernägel? Dann liegt möglicherweise eine Unterversorgung mit Eisen vor. Denn dieser lebenswichtige Mineralstoff ist für den Energiestoffwechsel unverzichtbar. Da Frauen während ihrer Tage regelmäßig Blut verlieren, kann sich bei ihnen ein Eisenmangel eher einstellen als bei Männern. Ergibt ein Eisen-Selbsttest zu niedrige Werte, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären. Mit einer individuellen, vom Arzt kontrollierten Therapie können Sie Ihre Eisenspeicher wieder auffüllen.

 

Gut versorgt mit Vitamin D?

In der dunklen Jahreszeit kann die Versorgung des Körpers mit lebenswichtigem Vitamin D eingeschränkt sein. Denn um es in ausreichender Menge zu produzieren, braucht der Körper natürliches Sonnenlicht. Da dieses Vitamin unter anderem an der Knochenbildung und den Muskelfunktionen beteiligt ist, sind Knochenschmerzen und Muskelschwäche typische Anzeichen für einen Vitamin-D-Mangel.
PS: Vitamin D stellen wir Ihnen neben allen anderen Vitaminen auch in unserem Vitamin ABC auf unserer Website vor.

 

Sauer genug?

Tests, die den pH-Wert der Scheide messen, können einen Hinweis auf eine Entzündung der Vagina geben. Das ist gerade für Schwangere sehr bedeutsam. Denn Scheideninfektionen können unbehandelt das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Normalerweise herrscht im Millieu der Scheide ein saurer pH-Wert zwischen etwa 3,8 und 4,4, um die Ausbreitung von Keimen in Schach zu halten. Zeigt der Test, dass das Scheidenmillieu nicht sauer genug ist, sollte ein Frauenarzt zurate gezogen werden, um einen möglichen Infekt abzuklären.

 

Sicherheit bei HIV

Seit Oktober 2018 sind HIV-Selbsttests in Apotheken zugelassen. Diese Tests können frühestens zwölf Wochen nach einer vermuteten Infektion angewendet werden. Erst dann ist die Zahl der HIV-Antikörper im Blut so hoch, dass der Test aussagekräftig genug für eine Diagnose ist. Allerdings beweist ein positives Testergebnis nicht automatisch eine HIV-Infektion, da Kreuzreaktionen das Ergebnis verfälschen können. Dann ist ein Bestätigungstest bei einem Arzt, beim Gesundheitsamt oder bei der AIDS-Hilfe unerlässlich. Das Paul-Ehrlich-Institut gibt u.a. auf seiner Website wertvolle Hilfestellungen zu allen Fragen rund um die Anwendung dieser Tests.

 

Sachgerecht anwenden

Vor der Anwendung bitte den Beipackzettel durchlesen. Fragen Sie auch in Ihrer Apotheke nach, wie Sie Ihren Selbsttest anwenden müssen. Um das Ergebnis von Teststreifen nicht zu verfälschen, achten Sie darauf, sie vor und während der Anwendung nicht zu beschädigen oder zu verschmutzen. Vor der Benutzung ist deshalb gründliches Händewaschen und -abtrocknen angesagt.

Wenden Sie Ihren Test in Ruhe an. Beachten Sie auch die Wartezeiten bis zum endgültigen Ergebnis. Manche Tests sind erst nach einer Stunde aussagekräftig, manche schon nach wenigen Minuten.

Selbsttests liefern nur dann ein korrektes Ergebnis, wenn sie richtig gelagert und angewendet werden. Achten Sie auch auf das Verfallsdatum, denn abgelaufene Tests können kein zuverlässiges Ergebnis mehr anzeigen. Ist das Haltbarkeitsdatum abgelaufen, dann entsorgen Sie die Packung in den Hausmüll.

 

Sensibel? Dann besser nicht

Sind Sie hinsichtlich Ihrer Gesundheit sehr sensibel oder fürchten Sie sich vor Krankheiten, sollten Sie von einer Selbstdiagnose zu Hause absehen. Lassen Sie den Test besser in der Arztpraxis oder in der Apotheke machen. Dann sind Sie mit einem möglicherweise belastenden Ergebnis nicht allein. Der Arzt oder der Apotheker kann Ihnen in dieser Situation auch sofort sagen, was eine Abweichung von Normwerten in Ihrem Fall zu bedeuten hat und ob Sie sich Sorgen machen müssen.

Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch Morbus Google, Nocebo-Effekt und Cyberchondrie.

 

Bei Bedarf an und bei Fragen zu Selbsttests können Sie uns gern ansprechen, wir beraten Sie umfassend, diskret und individuell.

 

 

Der wohl bekannteste Selbsttest ist der Schwangerschaftstest, weswegen wir ihn auch stellvertretend für unser Titelbild verwendet haben und das zugehörige Thema noch etwas eingehender betrachten wollen:

 

Schwangerschafts-Selbsttest und weibliche Daten

Bin ich schwanger? Wie sieht es mit meiner Fruchtbarkeit aus? Oder bin ich schon in den Wechseljahren? Gezielte Messungen beantworten Fragen rund um den Hormonhaushalt.

Lesen Sie auch: Erst mal den Zyklus optimieren

 

Die Schilddrüse produziert Hormone, die für viele Prozesse im Organismus notwendig sind, und kann bei Unter- oder Überfunktion zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen. Sind die Werte für Trijodthyronin (T3) oder Thyroxin (T4) zu niedrig, sind verlangsamte Stoffwechselprozesse, Müdigkeit sowie Konzentrationsprobleme die Folge. Auch ein Überschuss dieser Hormone führt zu spürbaren Beeinträchtigungen. Besonders aussagekräftig ist das Thyreoidea-stimulierende Hormon TSH: Es stammt aus dem Gehirn und sagt der Schilddrüse, wie viele Hormone sie produzieren soll. Ein TSH-Mangel ist oft daran schuld, wenn der weibliche Hormonhaushalt aus der Balance gerät. Dann kommen die Geschlechtsorgane aus dem Takt, eine vorübergehende Unfruchtbarkeit ist möglich. Zudem braucht es einen korrekten TSH-Spiegel für eine erfolgreiche Schwangerschaft.

 

Schwanger oder nicht?

Gesucht wird das Hormon hCG. Es wird von Plazentagewebe gebildet, das später das Ungeborene versorgt. Es ist nur vorhanden, wenn sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter eingenistet hat. Schon 14 Tage nach der Befruchtung kann ein einfacher Urintest aus der Apotheke hCG aufspüren. In den ersten zwölf Wochen steigt dieser Wert dann kontinuierlich an. Morgens ist die Konzentration am höchsten, die beste Zeit für einen Check. Die Anwendung ist einfach: Teststäbchen in den Mittelstrahl oder aufgefangenen Urin halten und wenige Minuten warten. Farbige Linien zeigen, ob der Test aussagekräftig ist und ob Sie schwanger sind. Wer es besonders eilig hat, kann beim Arzt mittels Bluttest eine Schwangerschaft prüfen lassen. Auch hier wird hCG gemessen: Weil die Hormonkonzentration im Blut früher erhöht ist als im Urin, gibt die Blutprobe etwa eine Woche eher Gewissheit.

 

Familienplanung mit System

Wie wahrscheinlich es ist, dass ein Kinderwunsch Wirklichkeit wird, können verschiedene Hormonmessungen einschätzen. Östradiol wird für das Heranreifen der Eizellen im Eierstock benötigt, hier beginnt also die Prüfung auf optimale Voraussetzungen. Veränderungen beim Luteinisierenden Hormon LH zeigen die fruchtbaren Tage an und wann mit einem Eisprung zu rechnen ist. Mit diesem Messwert unterstützen Eisprungrechner und Zyklus-monitore die Familienplanung. Ein Blick auf das Hormon Progesteron bestätigt, ob der Eisprung tatsächlich passiert ist und wie die Chancen stehen, dass sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten kann. Darüber hinaus können Daten über Prolaktin, Androgene sowie die Hormone AMH (Anti-Müller-Hormon) und FSH (follikel-stimulierendes Hormon) die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft abschätzen.

 

Beginn einer neuen Ära

Auch bei der Frage, ob die Menopause naht, spielt das Hormon FSH eine bedeutende Rolle. Denn wenn der Östrogenspiegel altersbedingt absinkt und die Eierstöcke langsam, aber sicher ihre Arbeit reduzieren, erhöht der Körper die Konzentration des follikel-stimulierenden Hormons und versucht so, die Eierstöcke zu aktivieren. Erst wenn die Menstruation schon einige Jahre ausbleibt, sinkt es dauerhaft ab. Viel FSH im Urin kann daher auf beginnende Wechseljahre hinweisen und die Erklärung für typische Beschwerden liefern: Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit. Menopause-Selbsttests sind in der Apotheke erhältlich, sie funktionieren wie ein Schwangerschaftstest.

 

Apropos Menopause: Wenn Sie Ihr bioloisches Alter interessiert haben wir auch noch eine spezielle, nichtinvasive Testmethode für Sie parat: Die sogenannte AGE Bestimmung.
AGEs sind Stoffe, die durch die chemische Reaktion von Zuckerüberschüssen aus der Ernährung mit Protein (ggf. auch durch Fehlernährung, gemeint ist aber des Funktionsprotein des Zellgewebes) entstehen, sogenannte Advanced Glycation Endproducts. Dieser Vorgang, die Glykation, kann sowohl im Körper als auch außerhalb, nämlich im Lebensmittel selbst, ablaufen. Sammeln sich diese AGES im Körpergewebe an, so können sie unseren Alterungsprozess entscheidend beeinflussen und Membranfunktionen empfindlich stören. Passen Sie Ihre Lebensweise Ihrem AGE-Wert an, um diesen zu reduzieren und jüngeres Lebensgefühl zurückzugewinnen.

 

 

Apothekentipp:

Denken Sie bei der Interpretation von Messergebnissen an Verhütungsmittel und Medikamente, die Sie anwenden. Diese können den Hormonspiegel beeinflussen. Informieren Sie Ihren Arzt vor Laboruntersuchungen auch über rezeptfreie Präparate, die Sie regelmäßig einnehmen.

 

 

Gern beantworten auch wir Ihre Fragen, sprechen Sie uns einfach an.

 

 

 

natürlich Frau 2/19
Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Die komplette „natürlich Frau“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als monatliches Special in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.