Pflanzenkraft für Diabetiker

6,7 Millionen Menschen in Deutschland sind an Diabetes erkrankt. Hans Lauber war einer von ihnen. Er hat die Stoffwechselerkrankung überwunden. Wie er das geschafft hat? Er ging in den Garten…
Er ist Buchautor, Gartenfreund und Pionier auf seinem Gebiet: die Traditionelle Deutsche Medizin (TDM). Er hat zudem sogenannte „Diabetes-Gärten“ in Basel, Frankfurt und Lübeck errichtet.

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Hans Lauber wurde interviewt von Stefanie Deckers, Foto: Flora

In den Garten gehen und Diabetes heilen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Was hat das Unmögliche möglich gemacht?
So einfach war das natürlich nicht. Ich war immer fasziniert von Gärten. In meiner Kindheit im Südschwarzwald habe ich mit meinem Vater Gemüse angebaut und für meine Oma Frauenmanteltee gesammelt. Später war ich als Marketingchef bei einem großen Fernsehsender tätig, hatte viel Stress und wenig Schlaf. Ständig war ich nervös und gleichzeitig schlapp. Eine Untersuchung beim Arzt ergab einen erhöhten Langzeitblutzuckerwert. Ich hatte einen manifesten Typ-2-Diabetes. Lifestyle-Diabetes nenne ich ihn heute, weil ich mich damals sehr ungesund ernährt habe. Mein Diabetologe prognostizierte mir: Einmal Diabetes, immer Diabetes. Das wollte ich nicht akzeptieren und stellte mit Anfang 50 mein Leben um. Und zwar radikal. Ich kündigte meinen Job und besann mich zurück zu meinen Wurzeln: Die lagen in der Natur und im Garten.

Wie ging es weiter?
Ich begann, mich rein pflanzlich zu ernähren und strich jeglichen Zucker von meinem Speiseplan. Bewegung wurde zum Maß aller Dinge. Früher war ich chronisch übersäuert, heute setze ich meinen Fokus auf eine gesunde Säure- Basen-Balance. Pflanzen mit zuckerausgleichenden Eigenschaften haben mir dabei geholfen, Stevia zum Beispiel. Dieses Wissen wollte ich weitergeben und habe in Basel meinen ersten Diabetes-Garten mit 25 Pflanzen angelegt.

Was wächst in einem Garten für Diabetiker?
Pflanzen, die die Ursachen von Diabetes behandeln, wachsen hier. Und solche, die bei den Folgen und Begleiterscheinungen helfen können. Von A wie Arnika bis W wie Wermut findet sich hier alles, was Insulin besser wirken lässt und den Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise reguliert. Mein Lieblingskraut ist die Brennnessel. Sie hat entzündungshemmende Stoffe und ist für Diabetiker eine gute Ergänzung zur Schulmedizin. Es folgten weitere Gärten für Kliniken und Praxen. Mit jedem Mal wurden die Anlagen größer und systematischer. Inzwischen steckt ein definiertes Konzept dahinter. „Fünf Beete für fünf Wirkungen.“

Welche Pflanzen sollten sich Diabetiker besonders merken?
Alles, was bitter schmeckt. Denn Bitterstoffe sind für Diabetiker wahre Alleskönner. Sie bringen den Gallenfluss in Schwung, fördern die Verdauung und vertreiben Melancholie. Mit Stimmungsschwankungen haben viele an Diabetes Erkrankte zu kämpfen. Wermut ist ein Kraut, das von innen wärmt. Es tut dem Bauch gut und der Seele auch. Diabetiker sollten sich vor allem Pflanzen merken, die leuchtend gelb in der Sonne blühen. Im Sinn der Signaturenlehre werden ihnen stimmungsaufhellende Eigenschaften zugesprochen: Johanniskraut ist das beste Beispiel. Wer die Pflanzen nicht selbst sammeln kann, der ist in der Apotheke gut aufgehoben. Die meisten Diabetiker-Kräuter sind hier als Tee, Tinktur oder in Tablettenform erhältlich.

Ist die Pflanzentherapie jedem Diabetiker zu empfehlen?
Die Diabetiker-Kräuter sind keine Medikamente. Sie können begleitend eingesetzt werden, dürfen aber die Insulintherapie nicht ersetzen. Ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt ist Voraussetzung, um den natürlichen Weg zu gehen. Danach kann sich jeder die Diabetes-Pflanzen aussuchen, die zu ihm passen.
Meinen Diabetes habe ich seit 15 Jahren im Griff. Für mich war die Diagnose ein Segen. Sie hat mir die Augen geöffnet, um mein Leben grundlegend zu verändern. Heute geht es mir besser als je zuvor – Dank der Diabetes-Kräuter.

Diabetes-Kräuter

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Abbildungen der vorgestellten Pflanzen sehen Sie oben im Titelbild dieses Artikels.

Entzündungen hemmen

Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Mädesüß enthält Salicin, eine Art natürliches Aspirin. Der Wirkstoff lindert Schmerzen, hemmt Entzündungen und senkt Fieber. Mädesüßblätter schmecken leicht bitter und wirken harntreibend. Nicht überdosieren.
Fragen Sie nach Mädesüßblüten oder -kraut in Ihrer Apotheke.

Zucker zähmen

Bockshornklee (Trigonelle foenum-graecum)
Bockshornklee hat für Diabetiker drei gute Eigenschaften. Die Samen senken den Blutzucker- und den Cholesterinspiegel. Ballaststoffe verhindern einen schnellen Anstieg. Insulin kann besser wirken. Studien bestätigen: Bockshornklee ist ein begleitendes Mittel in der Diabetes-Therapie.
Kapseln, Tee und Samen bekommen Sie in der Apotheke.

Seele trösten

Melisse (Melissa officinalis)
Melisse stärkt die Nerven und sorgt für innere Ruhe. Diabetiker, die zu Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen neigen, sind mit Melissentropfen und ätherischem Öl gut beraten. Das zitronige Kraut erfrischt den Geist und bringt Magen und Darm in Balance.
Tees, Tinkturen und Tropfen gibt es in der Apotheke.

Insulin verstärken

Knoblauch (Allium sativum L.)
Knoblauch ist ein guter Diabetes-Begleiter. Er verbessert die Insulinproduktion, senkt den Blutdruck und reguliert den Cholesterinspiegel. Die „Stinkknolle“ mit dem Wirkstoff Alliin bekämpft Entzündungen und beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Nicht überdosieren.
PS: Lesen Sie auch Knoblauch (Allium sativum).
Fertigpräparate gibt es in der Apotheke.

Dornige Bibernelle (Poterium spinosum) (Ergänzung)
Der Extrakt dieser Pflanze reduziert die häufig vorhandene Insulinresistenz an den Zellen. Dadurch werden Veränderungen des Zuckerspiegels und damit verbundene Insulinausschüttungen wieder besser vom Körper erkannt. Dank der normalisierenden Regulation reduzieren sich somit der morgentliche Nüchternzucker und die postprandialen Schwankungen nach dem Essen.
Sie bekommen es als Urtinktur in der Apotheke.

Wunden heilen

Schafgarbe (Achillea millefolium)
Schafgarbe bedeutet im Althochdeutschen „Wunden heilen“. Die vielen ätherischen Öle, Gerb- und Bitterstoffe wirken entzündungshemmend und bekämpfen Keime und Pilze. Auch bei Leberproblemen hilft die Schafgarbe. Wickel fördern die Entgiftung.
Schafgarbe gibt es in der Apotheke in Form von Tee, Tropfen und Saft.

Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gern zu diesem Thema.

Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.