Salve, Körperkult

Was wir von den Damen der Antike übernommen haben

So bin ich
Körperkultur hat ein Ziel: die möglichst perfekte äußere Erscheinung. Unebenheiten und vermeintliche Makel sollen überdeckt und ein bestimmtes Schönheitsideal erreicht werden. Zusätzlicher Anreiz der Dekomaßnahmen: einen bestimmten gesellschaftlichen Rang präsentieren und die Selbstdarstellung unterstreichen. Bis heute nutzen wir Schminke und Frisur, um die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppe kundzutun oder unsere Sympathie für bestimmte musikalische, kulturelle oder subkulturelle Strömungen auszudrücken.

 

Ein Artikel von Saskia Fechte, Bild: Flora

 

Glatte Haut und kunstvolle Frisuren sind keine Erfindung der Neuzeit. Bereits im alten Ägypten, im antiken Griechenland und im Römischen Reich entstanden Körperpflegerituale, die bis heute unser Schönheitsideal bestimmen.

Rituelle Reinigungen und Bemalungen waren vermutlich der Anfang von Körper- und Schönheitspflege. Seit Jahrhunderten dient Kosmetik dazu, die Natur und ihre unschönen Gesetzmäßigkeiten – allen voran typische Alterserscheinungen – zu bezwingen. Dabei näherten sich die Disziplinen Kosmetik, Medizin und Gesundheit über die Epochen hinweg immer weiter an.

Ob die letzte Pharaonin stolz darauf wäre, weniger für ihr politisches Geschick als für ihr Schönheitsbad in Eselmilch berühmt zu sein? Bis heute gilt Kleopatra VII. als eine der schönsten Frauen der Welt. Ausgiebige Hygienerituale und ein Make-up mit markantem Lidstrich prägten die Erscheinung der Beauty-Ikone. Auch die alten Griechen verbrachten viel Zeit mit der Formung ihres menschlichen Idealbilds. So entstammt der Begriff »Kosmetik« dem Alt-Griechischen kosmeo und bedeutet »schmücken, putzen«. Die Bewohner des Römischen Reichs verfeinerten griechische Idealbilder und Kosmetikrezepturen, übrigens für Männer und Frauen gleichermaßen. Dass Verschönerungsmaßnahmen und Gesundheit zusammengehören, wurde erst im 19. Jahrhundert wichtig.

Heute umfasst Kosmetik drei Säulen: Medizin, vorbeugende Pflege und Ästhetik.

 

Weiße Haut, schwarze Augen

„Römische Frauen verwendeten diverse Kosmetika“, erklärt Manuela Priess vom Forum Traiani®, einer Plattform, die den Alltag im Römischen Reich erlebbar macht. „Je höher der Status, desto mehr Wert legten sie auf ihr äußeres Erscheinungsbild“, so die Friseurmeisterin. Die Römerinnen griffen tief ins Schminktöpfchen: „Sie hellten ihre Haut mit dicken Pasten auf, darüber kam eine Art Rouge, um die Wangen hervorzuheben. Sie benutzten Parfums, Haarfärbemittel und Make-up. Lidschatten, Eyeliner, Rouge und Lippenstift waren durchaus üblich“, sagt die Expertin. „Besonderen Wert legten römische Frauen auf ihr Augen-Make-up, insbesondere die Betonung der Augenbrauen. Schwarze Schminke wurde aus Kohle gewonnen, deren Bleiglanz als Eyeliner effektiv war, gleichsam dem heutigen Kajal. Auch Galena, eine natürliche, blau-grau-mineralische Form Galenit (»Bleiglanz«), zum Teil vermischt mit Ruß, wurde verwendet.“ Von den Ägyptern lernten die Römer die Herstellung ihrer Schönheitsprodukte. „Sie waren angetan vom altägyptischen grünen Augen-Make-up aus zerkleinertem Malachit.“

 

Hygiene

Sauberkeit war Pflicht, eine fast übertriebene Badekultur fester Bestandteil des vornehmen Römerlebens. Noch heute bestaunen wir luxuriöse Thermen mit Fußbodenheizung für wohltemperiertes Wasser, beduftet mit Blumen oder Moschus.
Und heute? Nicht täglich zu duschen gilt als No-Go, jeder hat eine eigene Dusche, Wanne oder beides. Fantastische Saunawelten, geplant nach antiken Vorbildern, erleben einen Boom.

 

Körperbehaarung

Ein Greuel für alte Griechen und Römer, nur »Barbaren« hatten Haare am Körper. Männer und Frauen zupften mit Pinzetten oder griffen zu Leinenbinden mit Harz oder Bienenwachs.
Und heute? Waxing gibt’s immer noch, Männer lassen es allerdings gern wieder sprießen.

 

Hautpflege

Nach dem Bad wurde fleißig gecremt und gesalbt. Gesichtsmasken aus Getreide, Eiern, Hirschhorn, Narzissenzwiebeln und Honig sowie Cremes aus Fett und Stärke zum Schutz vor Sonne und Falten reisten unterwegs in schmucken Döschen mit.
Und heute? Viele Basiszutaten sind geblieben, traditionelle Natur-Pflegestoffe beliebter denn je.

 

Parfum

Körpergerüche fanden die antiken Hygiene-Fetischisten eklig, zumal ihre Umgebung ziemlich stank. Eigene Handelsrouten und Märkte für Parfums versorgten Frauen mit meist schweren, würzigen und süßen Duftnoten. Blumen und Samen wurden zu exotisch duftenden Cremes und Ölen aus tierischen und pflanzlichen Fetten, Myrrhe, Weihrauch, Kardamom oder Zimt vermischt.
Und heute? Geruchsvorlieben und Vielfalt haben sich verändert. Wir schweben lieber in frisch-zarten Parfumwolken.

 

Schminke

Kajal aus Kohle und Ruß, ursprünglich Schutz gegen Sonne, Staub und Augenentzündungen, entwickelten modebewusste Römerinnen zum klassischen Make-up weiter. Mit Rouge, blauem und grünem Lidschatten, schwarzem Lidstrich, Wimperntusche, Glimmerpuder und rotem Lippenstift. Selbst roter Nagellack hat altrömische Wurzeln.
Und heute? Statt echtem Edelsteinpulver und zerquetschten Blutegeln verwenden wir hoch entwickelte Schminke mit verjüngenden und pflegenden Zusatzeffekten.

 

Teint

Gesichtspaste aus Fett, Stärke und Zinnoxid sowie Foundation aus giftigem Blei, Talk oder Kreide ist die Basis für einen jahrhundertelang gültigen Schönheitstrend: weiße Haut. Für die Südländerinnen kaum auf natürliche Weise erreichbar, war Blässe ein begehrtes Statussymbol. Männer hatten braungebrannt zu sein.
Und heute? Was für Römerinnen vulgär war, ist heute Luxus: Sonnenbräune kennzeichnet nicht mehr Unterprivilegierung, sondern Reichtum.

 

Haare

Frisuren imitierten die jeweils aktuelle Hofmode. Römer und Römerinnen trugen Perücken oder färbten ihr Haar (rot bis blond) mit Ziegenfett, Asche, Henna und Eigelb. Frauenhaar wurde auftoupiert, eingedreht, gewickelt, gesteckt, mit einem Lockenstab geformt, und zwar von angesehenen Friseur-Sklavinnen, antike Trendscouts. Haarteile, Bänder, Nadeln und Netze hielten alles zusammen. In der Republik begann es schlicht: Langes Haar wurde nach hinten gekämmt und im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst. Zur Regierungszeit Trajans folgte der Mode-Höhepunkt: geradezu furchterregende Lockenaufbauten über der Stirn, ein gewaltiger Turm mit mehreren Stockwerken.
Und heute? Blond ist immer noch der Renner. Wir tragen unser Haar gewollt »undone«, haben jedoch selten eine Privatfriseurin.

 

Dekolleté

Der BH ist antik. Brustbänder und Glanzpuder zauberten selbst bei kleinbusigen Frauen verführerische Einblicke.
Und heute? Bronzer und Highlighter fürs Dekolleté, Push-up, Silikon: Wir haben die Techniken perfektioniert.

 

Schmuck

Als die Römerinnen begannen, sich Perlen in durchlöcherte Ohrläppchen zu stecken, ereiferte sich der Gelehrte Plinius der Ältere öffentlich.
Und heute? Vermutlich rotiert der Arme in seinem Grab.

 

 

Kosmetikprodukte mit langer Erfolgsgeschichte erleben heute eine Renaissance. Pflegelinien mit Olivenöl, Ägyptischer Erde und Aleppo-Seife können Sie auch über Ihre Apotheke beziehen oder bedienen Sie sich bei unseren eigenen Formulierungen.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Die komplette „natürlich Frau“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als monatliches Special in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.