Amalgam-Nutzung von EU eingeschränkt, um Quecksilber-Belastung zu reduzieren

Quecksilber kennen die Älteren noch als Flüssigkeit in Thermometern, es ist unter Normalbedingungen flüssig. Andere wissen vielleicht auch, dass es ein chemisches Element mit der Abkürzung Hg (für hydrargyrum) ist, mit hoher elektrischer Leitfähigkeit (daher in alten Schaltern zu finden) und sehr hoher Oberflächenspannung (zusammenhängende Tropfen). Das wichtigste wissen jedoch die meisten: Quecksilber ist sehr giftig und umweltgefährlich. Es muss als Sondermüll entsorgt werden.
Quecksilber findet aber dennoch weltweit Verwendung in Amalgamfüllungen bei Zähnen sowie in homöopathischen und weiteren Medikamenten.

Bereits 2008 schrieb die Europäische Union, dass die von Quecksilber ausgehenden Gesundheitsgefahren wissenschaftlich erwiesen seien und die Freisetzung von Quecksilber als eine globale Bedrohung erkannt worden sei, die Maßnahmen auf lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene rechtfertige. Die EU hat in der sogenannten Minamata-Konvention (ein völkerrechtlicher Vertrag aus dem Jahr 2013, auch bekannt als Quecksilber-Konvention der Vereinten Nationen) international zugesagt, die Quecksilber-Nutzung einzudämmen, auch Deutschland hat unterzeichnet. Seit 2009 ist beispielhaft das Inverkehrbringen von neuen quecksilberhaltigen Thermometern in der EU verboten.

PS Minimata: Woher kommt der Name? In den 50er Jahren häuften sich in Japan in der Minimata Bucht Vergiftungssymptome, Tiere und Menschen starben, kamen mit Beeinträchtigungen zur Welt etc. Nach schleichendem Beginn wurden die Symptome ab 1956 als Minamata-Krankheit klassifiziert. Wie sich später herausstellte, waren die Symptome eine Folge weitreichender Quecksilberverseuchung der Region um den Yatsushiro-See. Über die Fische und Algen gelang das Gift in Tiere und Menschen. Durch u.a. Vertuschung der bekannten Probleme konnten die ungereinigten Abwässer eines Chemiewerks der japanischen Firma Chisso noch bis 1968 in der Bucht verklappt werden und die ganze Region – nachhaltig bis in die Gegenwart – vergiften. Bilanz: etwa 3000 Tote und 17000 mehr oder weniger schwer Geschädigte.

 

Amalgam

Amalgame sind Legierungen von Quecksilber und anderen Metallen. Amalgam (als Bezeichnung für besagte Zahnfüllung) ist eine der letzten Quellen für die Verwendung von Quecksilber in der EU und gemäß Stellungnahme des Robert Koch-Instituts von 2007 neben dem Fischverzehr die Hauptquelle für die Quecksilberaufnahme beim Menschen.

Eine Studie von 2012 schätzt den zahnärztlichen Quecksilberverbrauch in der EU auf 75 Tonnen pro Jahr, auf deutsche Zahnärzte entfallen davon wohl etwa zwei Tonnen. Es wird vermutet, dass bei der Verarbeitung von Amalgam (Einsetzen, Austausch) aber auch durch Abrieb (Kauen, Knirschen) das giftige Quecksilber freigesetzt werden kann (gelangt über Mundluft und Atmung in den Körper oder wird durch kontaminierten Speichel geschluckt). Zahnärzte wägen das mögliche Risiko gegenüber dem Nutzen der Füllung ab.

Hinreichend eindeutige Studien wieviel Quecksilber Amalgamfüllungen abgeben gibt es aber nicht, denn Quecksilber sammelt sich im menschlichen Organismus (Nieren, Leber, Fettgewebe) auch aus der Umwelt an und eine Unterscheidung der Quellen ist nicht eindeutig möglich. Würde allerdings Amalgam heutzutage neu „erfunden“ werden, würde es wahrscheinlich keine Zulassung bekommen.

 

Warum verwenden Zahnärzte nicht einfach andere Materialien?

Die Materialeigenschaften von Amalgam sind bislang unübertroffen (einfach einzuarbeiten, leichtes plastisches Ausdehnen bei hohem Kaudruck, wachstumshemmender Einfluss auf Bakterien). Hinzu kommen z.B. bei Kompositen die zeitaufwendige Verarbeitung, die Fehleranfälligkeit und die schlechtere durchschnittliche Haltbarkeit, insbesondere bei Patienten mit hohem Kariesrisiko.

Da bei der Abrechnung zwischen Zahnärzten und Krankenkassen das Material nicht erfasst wird, kann man nur schätzen, bei wie vielen Füllungen noch Amalgam verwendet wird. Die Bundeszahnärztekammer schätzte 2013 auf sieben Prozent.

Hinzu kommt, dass Nicht-Amalgam-Füllungen zumeist keine Kassenleistung sind und sich die Patienten dies nicht erlauben können oder wollen.

 

Beschlossen: Kein Amalgam für Kinder und Schwangere ab Juli 2018

Jetzt (Anfang 2017) wurde von der EU im Rahmen der Umsetzung der Minimata-Konvention eine „VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über Quecksilber und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1102/2008“ verabschiedet (Text im Web), gemäß derer Zahnärzte den Füllstoff Amalgam bei Kindern und schwangeren Frauen ab 1. Juli 2018 möglichst nicht mehr verwenden sollen. Das empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) übrigens schon seit längerem.

Hinzu kommt, dass Amalgam nur noch in vordosierter Form verwendet werden darf. Zahnärzte müssen das Material zudem zukünftig in speziellen Abscheidern auffangen. Bis 2020 soll final geprüft werden, ob Zahnärzte ab 2030 sogar ganz auf Amalgam verzichten können.

PS: Es wird interessant, ob dann alternative Füllstoffe in die Standardleistung der Krankenkassen aufgenommen werden.

 

Kein komplettes Verbot

Zwischenzeitlich stand sogar ein komplettes Verbot von Quecksilber zur Diskussion, allerdings brachte dies die homöopathische Fraktion auf die Barrikaden. Der europäische Dachverband der Arzneimittelhersteller im Bereich der Selbstmedikation (AESGP) erklärte, dass Quecksilber und Quecksilberverbindungen für manche homöopathischen und andere traditionellen Arzneimittel einen unverzichtbaren Bestandteil darstellen würden und keine quecksilberfreie Alternative zur Verfügung stände. Begünstigt durch die Potenzierung/Verdünnung würden sie auch nur verschwindend kleinen Mengen von Quecksilber enthalten. Die Arzneien seien im Verlauf der Zulassung überprüft und als sicher klassifiziert worden.

In homöopathischen Arzneimitteln sowie in einigen Impfstoffen und wenigen weiteren Arzneien werden in Deutschland jährlich wenige hundert Gramm eingesetzt. Auch hier sind Nutzen und Risiko durch den Therapeuten abzuwägen.

 

Kompromiss

Die verabschiedete Regelung ist sicherlich nur ein Kompromiss zur Erfüllung der unterschriebenen Ziele, aber aufgrund fehlender Alternativen und letztlich einem hinreichendem Beweis der Schädlichkeit von Amalgamfüllungen sinnlogisch. Denn wirklich klar ist, dass allein die Verwendung von Quecksilber dazu führt, dass dieser giftige Stoff bei Herstellung, Verarbeitung oder Entsorgung in die Umwelt gelangt, sich schließlich im Menschen ablagert und Gesundheitsschäden bei allen Menschen (auch denen ohne Amalgamfüllungen) verursachen kann.

 

 

Wir können Sie bei der Schwermetallausleitung bzw. Entgiftung gern mit Beratung und Medikationen unterstützen. Beispielhaft sei Dimercaptobernsteinsäure (DMSA) genannt, die wir selbst in Kapselform herstellen. DMSA bildet mit den meisten Schwermetallen einen wasserlöslichen Komplex, so dass diese besser ausgeschwemmt werden können.

Auch im Fall einer Chelat-Therapie mit z.B. mit Alpha-Liponsäure können Sie uns gern ansprechen.

 

Vertiefend: