Heilkräftiger Schlamm
Ob Heilerde, Moor oder Rügener Heilkreide: Der Boden hält eine Vielzahl schlammähnlicher Stoffe für wirkungsvolle Peloidtherapien bereit.
Heilerde
Schon Hippokrates, Hildegard von Bingen, Paracelsus, Pfarrer Kneipp und der „Lehmpastor“ Felke linderten Beschwerden mit Heilerde.
Zusammensetzung
Heilerde ist ein bewährtes medizinisches Pulver, das aus eiszeitlichen Lössablagerungen gewonnen wird. Diese Tonerde darf nur Heilerde genannt werden, wenn sie als Arzneimittel zugelassen wurde. Je nach Feinheitsgrad wird sie äußerlich oder innerlich verwendet. Sie besteht zu über 50 % aus Silikaten, einer Vielzahl von Mineralien und Spurenelementen. Je nach Anbaugebiet und mineralischer Zusammensetzung variiert das Aussehen der Heilerde. Sie ist als reines Naturprodukt frei von chemischen Zusätzen wie Duft-, Farboder Konservierungsstoffen und darf über längere Zeit verwendet werden.
Wirkung
Aufgrund der Zusammensetzung hat sie eine sehr große Oberfläche. Sie kann Flüssigkeiten, Gase und Säuren, aber auch Bakterien und Gifte binden. Dadurch unterstützt sie die Ausleitungsprozesse bei Magen-Darm-Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen und Hautproblemen.
Anwendung äußerlich
Heilerde wird als Umschlag, Wickel oder Verband, wärmend oder kühlend, bei Prellungen, Rheuma, Muskel- und Gelenkbeschwerden, Entzündungen und Halsschmerzen eingesetzt. Daneben ist sie ein natürliches Haut- und Haarpflegeprodukt. Sie wird gerne für eine Gesichtsmaske und ein Peeling eingesetzt. Die verschiedenen Tonerden reinigen, wirken entzündungshemmend und sorgen für eine gute Durchblutung. Anwendungen sind besonders empfehlenswert bei Akne, Rosacea, Psoriasis, Juckreiz, Insektenstichen und Sonnenbrand. Das medizinische Pulver wirkt rein physikalisch, ist angenehm kühlend, entstauend und hilft auch bei Venenproblemen. Beim Trocknen entwickelt es eine von innen nach außen gerichtete Saugwirkung und kann Fett, Talg, Wundsekrete und Flüssigkeiten aufnehmen und binden.
Anwendung innerlich
Das Heilmittel beruhigt innerlich den Magen, bindet überflüssige Magensäure und Giftstoffe und wird daher gegen Sodbrennen, Reflux und Gastritis, Durchfall und Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Magendruck und Völlegefühl angewendet. Langfristig eingenommen reguliert Heilerde den gesamten Verdauungsprozess. Sie empfiehlt sich besonders bei erregerbedingten Durchfallerkrankungen im Urlaub und wird beim Fasten geschätzt. Fein vermahlen bindet sie nicht nur überschüssige Gallensäure, sondern auch mit der Nahrung aufgenommenes Cholesterin. Idealerweise erfolgt hier die Einnahme zu den Mahlzeiten. Sonst wird Heilerde morgens nüchtern und abends vor dem Schlafengehen, vor oder nach dem Essen eingenommen. Dafür werden ein bis zwei Teelöffel Pulver in Wasser oder Tee eingerührt und in kleinen Schlucken getrunken oder ein Portionsbeutel Granulat unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit geschluckt. Als geschmacksneutrale Arzneiform und für unterwegs gibt es Heilerde in Kapselform.
Beachten Sie!
Heilerde kann aufgrund ihres Absorptionsvermögens auch die Wirkstoffe eingenommener Medikamente binden. Damit sie deren Wirkung nicht beeinträchtigen, fragen Sie Ihren Apotheker oder Arzt, ob eine zeitversetzte Einnahme zur Medikamenteneinnahme möglich ist.
Rügener Kreide
Die schneeweiße Kreide stammt von den „weißen“ Küsten Rügens. Sie ist etwa 70 Millionen Jahre alt.
Zusammensetzung
Aus Rohkreide wird eine besonders feine Heilkreide hergestellt. Das „weiße Gold“, das zu 98 % aus Kalziumkarbonat besteht, wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts zu medizinischen Zwecken verwendet. Es unterstützt therapiebegleitend bei gesundheitlichen Problemen und dient einer aktiven Gesundheitsvorsorge. Daneben hat sich das Peloid in Kosmetik und Wellness bewährt.
Wirkung
Kreide hat einen hohen basischen pH-Wert, der kurzfristig die Säure- Basen-Balance auf der Haut verschiebt und so den Organismus anregt. Das hat fördernde Auswirkungen auf die Durchblutung und Entsäuerung. Das naturreine Peloid hat zudem eine lange Speicherfähigkeit für Wärme und Kälte. Wärme wird langsam und verzögert abgegeben, fördert die Durchblutung und entspannt die Muskulatur. Dagegen entziehen kalte Kreidepackungen bei Fieber oder entzündlichen Prozessen dem Körper die Wärme.
Anwendung
Ganz- und Teilkörperpackungen, Teil- und Vollbäder und Wundverbände mit Kreide sind die häufigsten Anwendungsformen. Heilkreideanwendungen gibt es bei bestimmten Indikationen auf Rezept. Stoffwechsel, Herz- und Kreislaufsystem werden angeregt und das Immunsystem gestärkt. Kreide wird angewendet bei Muskelverspannungen und Gelenkbeschwerden, Rheuma, Arthrose, Entzündungen, Wundheilung, Zerrungen, Prellungen, Neuralgien, Lymphatischen Stauungen, Erschöpfung und Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis und Akne. Neben der Heilanwendung ist Kreide auch Bestandteil von Gesundheits- und Kosmetikprodukten. Eine Heilkreide-Kosmetikbehandlung gibt ein gutes Hautgefühl, verfeinert das Hautbild und fördert die Regeneration der Hautzellen.
Moor
Moor ist eines der ältesten natürlichen Heilmittel. Schon seit dem Altertum gehören Moorbäder zur Behandlung chronischer Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Zusammensetzung
Moor, eigentlich Torf, ist ein Produkt aus verschiedenen, abgestorbenen Pflanzen wie Heilkräutern, Samen, Bäumen und Blättern, die sich unter Sauerstoffmangel durch Wasserabschluss abgebaut, aber nicht völlig zersetzt haben. Die Struktur der Pflanzen ist teilweise noch erkennbar.
Wirkung
Die Heilkraft der Moorerde ist auf die in ihr enthaltenen Inhaltsstoffe, wie Bitumen, Pektine, Cellulose, Hemicellulose, Lignine, Humine, Huminsäure, Pektine, Schwefelsäure, Silicate, ätherische Öle, Abkömmlinge der Gerbsäure sowie östrogenähnliche Pflanzenhormone, zurückzuführen. Diese Stoffe haben keim- und entzündungshemmende, adstringierende, zellstimulierende, antirheumatische, antitoxische und hormonale Eigenschaften. Beim Moorbad wird auf besonders schonende und nachhaltige Art Wärme in den Körper eingeschleust, sodass eine Art künstliches Fieber im Körperinneren (Hyperthermie) entsteht. Dabei kann sich die Körpertemperatur um zwei Grad erhöhen. Folglich wird eine ganze Kettenreaktion, im Sinne der Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Organismus, in Gang gesetzt.
Anwendung
Das Moor wird dann auf 39 bis 42 Grad Celsius erwärmt. Eine höhere Temperatur ist möglich, weil Moorbäder und Packungen die Wärme langsamer abgeben als Wasser. Eine besondere Eigenschaft des Moores ist sein Wärmehaltevermögen. Durch ein Moorbad wird die Durchblutung gesteigert, die Muskulatur entspannt, werden tiefer liegende Organe erwärmt und Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Wirbelsäule und der Gelenke verbessert. Entzündungsmediatoren (Prostaglandine) werden vermindert und mehr körpereigene, entzündungshemmende Stoffe ausgeschüttet. Insgesamt werden Stoffwechsel und Immunsystem aktiviert. Neben der Behandlung von Entzündungen werden traditionell Frauenleiden mit Moor behandelt und es werden gute Erfolge erzielt. Ein gestörter Hormonzyklus kann durch Mooranwendungen reguliert werden. Sogenannte Moor-Babies sind die Resultate bei unerfülltem Kinderwunsch.
Beachten Sie!
Nicht für jeden ist ein Moorbad geeignet, denn der hydrostatische Druck kann Herz- und Kreislauf belasten. Für zu Hause gibt es in Ihrer Apotheke eine große Auswahl an Moorprodukten für die innere und äußere Anwendung. Sie erhalten dort Moorpackungen, Moorbäder, Trinkmoor, Moorkisssen und Moorkosmetik.
Weitere Erden
Fango
Der Schlamm stammt aus vulkanischem Mineralgestein. Sein Hauptbestandteil ist Tonerde. Abgebaut wird Fango in der Region Venetien und in Süddeutschland. Das fein gemahlene Gestein enthält Mineralien aus dem Vulkangestein, Thermalwasser und Mikroorganismen. Dieser Brei, dem oft auch Algen zugefügt werden, wird erwärmt und auf die Haut aufgetragen. Er verbessert die Durchblutung, mildert Gelenkschmerzen und entspannt verkrampfte Muskeln. Schuppenflechte und Akne können gelindert werden. Gebrauchsfertig vorbereitete Fangokompressen erhalten Sie in Ihrer Apotheke.
Schlick
Der Schlick wird aus dem Wattenmeer der Nordsee oder dem Toten Meer gewonnen. Wattläufer kennen die graublaue Paste und freuen sich nach der Wattwanderung über samtweiche Füße. Meeresschlick enthält Sauerstoff, Meersalz, Schwefel und organische Substanzen aus Meerestieren und Muscheln. Im Salz enthaltene Spurenelemente fördern den Hautstoffwechsel. Schwefel hat eine antiseptische Wirkung und lässt Wunden leichter heilen. Auf der Haut entwickelt er regenerierende Kräfte, verbessert das Zellwachstum und die Durchblutung. Schlick lindert Venen- und Hauterkrankungen sowie Rheuma.
Ton
Ton, ob weißer oder grüner, ist eine Lehmart mit der feinsten Körnung. Er enthält Mineralien wie Quarze, Silizium oder Calcit. Die feinsten Teilchen bilden zusammen eine große Oberfläche, können dadurch schädliche Substanzen aufsaugen, was einen abschwellenden und entzündungshemmenden Effekt hat. Feuchte Umschläge haben einen kühlenden Effekt und lindern Schmerzen. Ton-Heilerde hilft bei Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, da sie überschüssige Säuren bindet.
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