Warum wird der Erlenmeyerkolben, ein Laborutensil, mit einem Maulaffen gleichgesetzt?
Der Erlenmeyerkolben ist ein wichtiges Utensil in unserem Labor.
Durch seine Form mit dem sich verjüngenden Hals ist die Gefahr unkontrollierten Entweichens von Flüssigkeiten beim Schwenken, Rühren oder Sieden deutlich kleiner als bei z.B. Bechergläsern.
Aber warum wird dieser Glaskolben auch als „Maulaffe“ bezeichnet? Überhaupt gibt es keine Spezies namens „Maulaffe“ auf unserer Welt.
Man nimmt an, dass die Händler dieser Kolben nur wenige Abnehmer, also eine geringe Nachfrage und somit viel Zeit übrig hatten. Nun gibt es da das Bild des Gaffers mit offenem Mund, welches mit dieser Situation assoziiert wurde. Im Niederdeutschen wiederum sagt man „Dat Muul apen halten“ (Das Maul offen halten/haben) was sich umgangssprachlich wohl über „Muulapen“ zu „Maulaffen“ entwickelt hat.
Heute noch bezeichnet die Redewendung „Maulaffen feilhalten“ einen, der mit offenem Mund dasteht und gafft.
Hätten Sie es gewusst?
PS: Richard August Carl Emil Erlenmeyer (1825 – 1909) war ein deutscher Chemiker. Er betrieb nach seinem Medizin-, Chemie- und Pharmaziestudium – Promotion bei Liebig (der mit dem Kühler in Destillierapparaten), Habilitation bei Bunsen (der mit dem Brenner fürs Labor) – sogar ein paar Jahre eine eigene Apotheke.
Er hatte sich in jungen Jahren lange und eingehend mit der Struktur chemischer Verbindungen beschäftigt. In München erforschte er weiter intensiv die Struktur organischer Verbindungen und fand u.a. die richtige Struktur von Naphthalin (wer kennt Sie nicht, die berühmten Mottenkugeln vom bosonenspuckenden Gamma aus den frühen Mickey Maus Jahren oder einfach nur aus Omas Schrank…)
Darüber hinaus formulierte er die Erlenmeyer-Regel (Diese besagt, dass chemische Verbindungen, die an einem Kohlenstoffatom mehr als eine Hydroxygruppe (–OH) tragen, nicht stabil sind, sondern zur Abspaltung von Wasser neigen). Erlenmeyer trug zudem durch seine Arbeit viel zur Verbreitung der Atomtheorie bei.
Sein Sohn Friedrich Gustav Karl Emil Erlenmeyer (ebenfalls Emil genannt) war auch bzw. „nur“ Chemiker. Von ihm stammt die Erlenmeyer-Synthese (hört noch jemand zu?).
Nun reicht es aber, wir schweifen ein wenig ab und wollten uns das Maul ja nur über das Gefäß zerreißen… Hoffentlich haben wir Sie auch ein wenig zum Schmunzeln gebracht.