Multiple Sklerose – Ernährungstherapie
Eine Ernährungstherapie kann den Verlauf einer Multiplen Sklerose (MS) stark beeinflussen und eine konventionelle Behandlung sinnvoll ergänzen.
Zuerst ein kleiner Exkurs: Was ist MS?
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und wird den Autoimmunerkrankungen zugeordnet. MS verläuft in Schüben oder fortschreitend. Die Entzündungen klingen wieder ab, normalisieren sich oder das Nervengewebe vernarbt (sklerosiert). Signale vom Gehirn über das Rückenmark zum Körper können dann nicht mehr wirkungsvoll übertragen werden. MS-Erkrankte können Lähmungen oder Gehstörungen und Missempfindungen wie Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl bekommen. Auch Gleichgewichtsprobleme bis hin zu Drehschwindel, Sehstörungen wie Doppelbilder, Muskelverkrampfungen, Sprach- und Schluckprobleme und Funktionsstörungen der Blase tauchen auf. Die Ursachen der Erkrankung sind noch unklar. Vor allem spielt das Immunsystem eine zentrale Rolle. Bei MS richtet es sich gegen den eigenen gesunden Körper und bildet Antikörper, die sich an die Schutzschicht der Nervenfasern heften. Auch genetische Faktoren werden nicht mehr ausgeschlossen. Ein mitbeteiligter Faktor kann der Einfluss von Umweltfaktoren oder Infektionen im Kindesalter sein.
Multiple Sklerose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems und wird auch die „Krankheit mit 1.000 Gesichtern“ genannt. Anzeichen und Verlauf sind von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. „Multiple Sklerose ist gar nicht so eine seltene Krankheit“, weiß Dr. med. Rainer Stange, Facharzt für Innere Medizin und leitender Arzt der Abteilung Naturheilkunde des Immanuel Krankenhauses Berlin. Auf der Tagung „Ernährung aktuell“ des Verbands für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) an der Universität Gießen präsentierte er Ernährungskonzepte, die sich bei vielen MS-Kranken günstig auswirken und sich zur Prävention und Therapie eignen. Dr. med. Rainer Stange rät: „Betroffene sollten daher die Möglichkeiten der Ernährungstherapie nutzen, um die konventionelle Behandlung sinnvoll zu ergänzen.“
Ernährungsempfehlungen
Während die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e. V. sowie die Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Neurologie keinen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und Ernährungskonzepten und Umweltfaktoren sehen, zeigen Erfahrungen von Patienten und ärztliche Beobachtungen seit Längerem, dass auch die Art der Ernährung einen Einfluss auf die Erkrankung hat. Seit der Zeit von Max Bircher-Benner gab es Frischkostkonzepte, die bei chronischen Entzündungen, vor allem bei Rheuma, angewendet wurden. Die Budwig-Diät, eine Öl- Eiweiß-Ernährungsform der Apothekerin und Chemikerin Johanna Budwig, wird in Einzelfällen von Patienten mit Multipler Sklerose oder Rheuma praktiziert. Die Diät soll anti-entzündlich, aber auch krebshemmend wirken und hat einen hohen Anteil an pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren aus Leinöl. Dr. Catherine Kousmine, Autorin des Buches „Multiple Sklerose ist heilbar“ entwickelte eine weitere Ernährungsform für MS und Polyarthritis, die ebenfalls krebshemmend, aber auch anti-entzündlich wirken soll. In ihrer Diät spielt die Budwig-Crème eine Rolle, dazu kommen weitere Elemente wie Darmhygiene, Säure-Basen-Gleichgewicht, Nahrungsergänzungsmittel mit hoch dosierten Vitaminen und Spurenelementen sowie eine psychosoziale Betreuung. Dr. med. Joseph Evers entwickelte eine naturbelassene Vollwertkost speziell für MS-Kranke und stellte Frischkost in den Mittelpunkt seiner Therapie. Seine vorwiegend vegetarische Ernährung enthält weniger entzündungsfördernde Arachidonsäure, die vor allem in Fleisch steckt. Die positiven Wirkungen führte Evers auf weitere Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien und essentielle Fettsäuren zurück. Der amerikanische Neurologe Roy L. Swank entwickelte eine vegetarisch-fettarme orientierte Ernährungsform, die wenig tierische Fette enthält. Flüssige Pflanzenöle und fünf Milliliter Fischöl täglich liefern Omega-3-Fettsäuren (s.u.).
Ideale Mittelmeerküche
Während die vorgestellten Kostformen einseitig ausgerichtet sind, vereinigt eine leicht zu praktizierende mediterrane Kost mehrere Vorteile der verschiedenen Ernährungskonzepte. Sie enthält einen hohen Anteil an unerhitzten oder schonend erhitzten pflanzlichen Lebensmitteln, wenig Fleisch und Fleischprodukte und dadurch wenig entzündungsfördernde Arachidonsäure. Mit pflanzlichen Ölen und Nüssen ergibt sich ein günstiges Fettsäurenmuster und komplexe Kohlenhydrate haben eine geringe Insulinwirkung. Dr. Stange sagt: „Die Wirksamkeit der leicht praktizierbaren mediterranen Kost bei MS ist allerdings nur sehr indirekt über epidemiologische Hinweise zu erschließen. Zu viele weitere Faktoren können dabei eine Rolle spielen. Wir haben viele Anregungen, aber keine schlüssige Antworten.“
Die mediterrane Küche behandelt auch dieser Artikel: Versteckter Zucker, Nährstoffe und der Einfluss der Ernährung auf Vitalität und Gesundheit, besonders im Alter
Fasten als Therapie
In der naturheilkundlichen Tradition stellt Fasten eine Art Basistherapie bei der rheumatoiden Arthritis dar. Vermutlich lassen sich die positiven Effekte auch auf Autoimmunerkrankungen übertragen. Patienten, die gefastet haben, berichten von anschließenden lang anhaltenden beschwerdefreien Zeiten.
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Die Rolle von Vitamin D
Studien zeigten: Eine erhöhte Aufnahme von Vitamin D mit der Nahrung sowie erhöhte Serumspiegel für Vitamin D erwiesen sich als vorbeugend bezüglich MS. Heute ist relativ sicher, dass ein Vitamin-D-Mangel die Entwicklung einer MS begünstigt.
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Beugt viel Gemüse vor?
Ein hoher Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln hat vermutlich einen schützenden Effekt nicht nur vor Krebs sondern auch vor MS. Das Risiko wird erhöht durch eine energiereiche Ernährung mit viel Fleisch und Fett. Ein Mangel an Folsäure, Magnesium, Zink, Selen und Eisen kann sich ungünstig auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.
Entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren haben sich bei Rheuma als entzündungshemmend erwiesen und sie scheinen auch bei MS die Entzündung günstig zu beeinflussen. Versuche mit Omega-6-Fettsäuren, vor allem der Gamma-Linolsäure aus Nachtkerze, schwarzer Johannisbeere und Borretsch, in Kapselform eingenommen, zeigten sich ebenfalls vorteilhaft.
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Gluten weglassen?
Eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ist mit einem gehäuften Auftreten weiterer Autoimmunkrankheiten verbunden und kann mit ihren neurologischen Symptomen eine MS überdecken. Veröffentlichte Fallbeispiele zeigen, dass sich eine MS nach Diagnose und Therapie einer Zöliakie verbessert.
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FAZIT
Eine gezielte Lebensmittelauswahl kann den Verlauf einer Multiplen Sklerose (MS) beeinflussen.
Es sind mehrere Ernährungskonzepte bekannt, nach denen sich ein MS-Patient vorteilhaft und langfristig ohne Mangelerscheinungen ernähren kann und die entzündungshemmend wirken. Sie enthalten ausschließlich oder überwiegend Frischkost oder sind eine kohlenhydratarme bis -freie Kost mit günstigen Fettsäuren. „Umfassende Ernährungskonzepte wie die Budwig-, Swank-, Kousmine- oder Evers-Diät scheinen sich bei vielen MS-Kranken günstig ausgewirkt zu haben“, sagt Dr. med. Rainer Stange. „Sie sind derzeit die aussichtsreichsten Kandidaten für eine therapeutisch wirksame grundlegende Ernährungsumstellung. Zusammen mit der mediterranen Kost stehen somit glaubwürdige Ernährungsweisen zur Verfügung, um die MS-Therapie zu unterstützen. Einzelne Nährstoffe wie Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren verdienen besondere Aufmerksamkeit. Ihre Aufnahme sollte mindestens den Empfehlungen entsprechen. Ob höhere Mengen sinnvoll sind, müssen weitere Studien noch klären.“
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