Medikamente im Ramadan

Ramadan 2016
Heute am 06. Juni beginnt der Ramadan 2016 und dauert bis inklusive 04. Juli.
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und zudem der Fastenmonat der Muslime. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dürfen Gläubige in diesem Zeitraum weder essen noch trinken. Besonders die fehlende Flüssigkeit während warmer Sommertage bereitet Probleme: Kopfschmerzen, allgemeines Unwohlsein und auch ein wenig Übellaunigkeit können die Folge sein. Nicht Fastende aller Religionen dürfen hier ein wenig mehr Verständnis den Fastenden in Ihrer Umgebung gegenüber aufbringen und evtl. auch Rücksicht, also z.B. Ihr Wasser nicht undbedingt vor den durstigen Augen Fastender trinken.

Das islamische Mondjahr hat übrigens nur 354 Tage, somit verschiebt sich Ramadan jedes Jahr einige Tage.

Auch die Einnahme von Arzneimitteln ist tagsüber nicht erlaubt. Dosiersprays und Pulverinhalatoren gegen Asthma und andere Lungenkrankheiten sowie Salben und Augentropfen dürfen laut Koran auch während des Ramadans verwendet werden, nicht aber Nasentropfen oder Zäpfchen.

Ausnahmen

Es gibt aber Fasten-Ausnahmen: Kranke müssen nach den Vorschriften des Koran nicht fasten, viele möchten es aber dennoch tun. Allerdings sollten sie dabei nicht unbedacht laufende und notwendige Medikationen ab-/aussetzen. Durch eine Anpassung von Wirkstoffen, Dosis und Darreichungsformen oder Verschiebung von Einnahmezeitpunkten kann in Absprache mit Arzt oder Apotheker oftmals eine Regelung gefunden werden, welche die medikamentöse Versorgung auch bei Einhaltung der religiösen Regeln ermöglicht.

Speziell Diabetiker sollten sich vor dem Fasten gut informieren, wie sie die Einnahme ihrer Medikamente organisieren. Für sie empfiehlt es sich zudem, regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Auch die verschobenen Essenzeiten (insbesondere, wenn der Ramadan in die Sommermonate fällt) können problematisch sein. Diabetiker sollten möglichst gleich nach Sonnenuntergang mit dem Iftar (Fastenbrechen, ein oft sehr reichhaltiges Mahl) beginnen, die Suhur-Mahlzeit (Frühstück) so spät wie möglich einnehmen (am besten komplexe Kohlehydrate) und während der Nacht ausreichend viel trinken. Auf süße und sehr fette Speisen sollte in dieser Zeit lieber ganz verzichtet werden. Für den Notfall  einer drohenden Unterzuckerung (die Gesundheit ist in Gefahr) erlaubt es auch der Koran, Traubenzucker zu essen.

Das Fasten dient der körperlichen und geistigen Reinigung

Der Ramadan hat deswegen auch Auswirkungen auf andere Bereiche des Lebens, es geht nicht nur ums Essen. Aber das wollen wir hier nicht weiter vertiefen.

Wenn der Ramadan am 5. Juli 2016 endet, folgt mit dem sog. Zuckerfest das große, dreitägige Fastenbrechen, in islamischen Ländern oftmals Feiertage. Viele Muslime laden dazu auch andersgläubige Freunde ein und feiern mit Ihnen gemeinsam.

PS: Was tut ein Moslem, der z.B. in Nordnorwegen lebt, dort, wo die Sonne nicht untergeht? Dauert der Tag länger als 20 Stunden, richtet man sich i.d.R. nach den Fastenzeiten in Mekka. In unserem Beispiel orientieren sich die fastenden Muslime aber auch teilweise nach den Zeiten in Oslo, wenn die 20-Stunden-Grenze während des Ramadan unterschritten wird und ein Wechsel auf die Ortszeit erfolgen müsste, was wiederum massive Umstellung und Körperbelastung bedeuten würde.

Wenn Sie Fragen zu Ihren individuellen Medikationsplänen oder Medikamenten im Allgemeinen haben, sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gern.
Wir wünschen einen gesegneten und stärkenden Ramadan.

Noch ein paar Tipps

  • Nehmen Sie die Flüssigkeit in kleineren Portionen verteilt ein, dann erreicht mehr davon auch das Gewebe und „rutscht nicht einfach nur durch“. Als Faustregel gilt alle 30 Minuten ein ca. 300ml großes Glas Wasser bis zum Schlafengehen. Die ersten Einnahmen können bei großer Hitze auch in kürzeren Abständen erfolgen. In der Nacht dann gern noch ca. 1-2 Liter Flüssigkeit je nach Bedarf ergänzen.
  • Generell eignet sich auch Wildreis als Quelle für komplexe Kohlehydrate, dieser wird nur langsam im Darm aufgeschlossen, so dass die Kohlehydrate nicht so hoch (Diabetesrisiko), schnell und vor allem nicht in der Nacht anfluten. Darüber hinaus wird er basisch verstoffwechselt, was den Anfall von Säuren durch den Flüssigkeitsentzug mildert. Er enthält am meisten Protein von allen Kohlehydratquellen (streng genommen ist es ein Süßgras) und viele Ballaststoffe sowie Mineralien.
  • Morgens kann im Frühstück Kokosfett ergänzt werden, das hält länger satt und erzeugt gar nicht erst Zuckerspitzen (besonders für Diabetiker interessant). Im Gegenteil wird durch die Bildung von Ketonkörpern das Fasten noch unterstützt und die Hirnfunktion aufrecht erhalten; gern dazu noch Leinöl, was meist geschmacklich besser zum Frühstück passt.
  • Abends ebenfalls mehr gesunde Fette einarbeiten (Oliven-, Hanf- und Borretschöl), die sich für würzige Speisen eignen sowie viel frische Kräuter(Estragon bei Gemüse und Fisch, Thymian/Rosmarin bei Fleischgaben sowie immer Petersilie, Dill, Schnittlauch, Koriander, Kümmel oder auch Curcuma etc.) beigeben.
  • Noch ein Rezept-Tipp von unseren befreundeten Food-Blog: Harira, eine traditionelle Suppe, mit der in Marokko während des Ramadan abends das Fasten gebrochen wird. Nicht nur für Fastende ein leckeres Essen: Harira Rezept

Quellen: