Ghetto-Faust gegen Bakterien

Ghetto-Faust! Das ist ein aus der amerikanischen Hip-Hop-Szene kommendes Begrüßungsritual unter „Kumpels“, bei dem sich (mehr oder weniger stark) die entgegengestreckten Fäuste an den „Schlagflächen“ berühren. Das wirkt insbesondere auf ältere Menschen befremdlich, auf Frauen martialisch, hat allerdings auch einen großen Vorteil: Hygiene.

Bereits in unserem Artikel wider den Erkältungsgeistern haben wir einfach zu berücksichtigende Verhaltensweisen als Infektionsprophylaxe vorgestellt, zu denen auch die gehobene Handhygiene gehört.

Der begrüßende Handschlag ist ein eingefleischtes Ritual in unserem Kulturkreis, das Höflichkeit und Respekt bezeugt. Mittlerweile hat er z.B. auch durch High-Five (ist allerdings schon eher ein Abklatschtest für die Bakterien, siehe auch unten) oder das Bussi Konkurrenz bekommen, insbesondere in jüngeren Bevölkerungsschichten.

Tja, so ist das nun einmal, wollen Sie im Zeitalter der Statistiken und Studien nun noch ein wenig „Butter bei die Fische“, ehe Sie Ihre persönlichen Gewohnheiten ändern? Gern doch…

In einer Studie der Universität in Wales wurde im gewählten Versuchsaufbau deutlich, dass beim Händeschütteln am meisten Krankheitserreger auf das Gegenüber wandern.
Dazu muss man wissen, dass viele Krankheiten, insbesondere die in der schlechten Jahreszeit durch Vitamin D-Mangel kursierenden Atemwegsinfekte durch Tröpfchen- bzw. auch Schmierinfektion übertragen werden; genau eben das passiert beim Händeschütteln. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis zu 80% aller Infektionskrankheiten über die Hände als Schmierinfektion übertragen.
Beim High-Five werden im Vergleich zum intensiven Händeschütteln nur noch halb so viele Erreger übertragen, womit das Risiko einer Ansteckung schon deutlich reduziert wird, da das Durchbrechen der Infektion überproportional an die übertragene Menge von Erregern gebunden ist. Die Ghetto-Faust reduzierte die Erregerwanderschaft um ganze 90%, da hier die besonders keimtragenden Handinnenflächen sowie Fingerkuppen gemieden werden. Die kontaktlose Begrüßung mit z.B. Verbeugung oder Luftküsschen (ohne Wangenkontakt) in anderen Kulturkreisen hat sogar noch weniger Infektionspotenzial.

Das sind beeindruckende Werte, die einem, bei aller Höflichkeit gegenüber den Mitmenschen, gerade zur Erkältungszeit den Handschüttler fast schon verbieten, allerdings ist das zugeworfene Küsschen ja durchaus eine gute Alternative, um positive Außenwirkung zu erzielen, von Businessterminen aber mal abgesehen. Wer eine Erkältung hat und seinem sozialen Umfeld mitteilt, er bleibe lieber auf Distanz, handelt intuitiv richtig. Andersrum ist mit ein paar erklärenden Worten bestimmt auch keiner böse, wenn auf einen Handschlag verzichtet wird. Vielleicht nicht immer aber zumindest wenn das Gegenüber vermeintlich erkältet ist.

Quellen:
- Die Studie: „The fist bump: A more hygienic alternative to the handshake” (Link)
- „Faust- statt Handschlag“, Pharmazeutische Zeitung, 159 Jg., 17.10.2014, 43. Ausg., S. 30
- Eigene Ausführungen