9 Fragen zur Blutabnahme
Jeder wird hin und wieder vom Arzt zur Ader gelassen. Wir beantworten Ihnen die häufigsten Fragen rund ums Abzapfen.
Antworten auf typische Fragen von Saskia Fechte.
Was bedeutet nüchtern?
Bittet Ihr Arzt Sie nüchtern in die Praxis, heißt das: in den letzten acht bis zwölf Stunden vor der Blutabnahme nichts essen oder trinken, reines Wasser ist allerdings erlaubt. In der Regel reicht es also, wie gewohnt zu Abend zu essen und das Frühstück ausfallen zu lassen, wenn Sie morgens den Termin haben. Späte Mahlzeiten und ein kohlenhydrathaltiges Frühstück könnten sonst die Messwerte von Blutfetten und -zucker verfälschen sowie eventuelle Auffälligkeiten verschleiern. Meist sind Tee und Kaffee – beides pur ohne Zucker, Süßstoff oder Milch – ebenfalls erlaubt. Kinder oder Diabetiker, denen das kurzzeitige Fasten schwerfällt, dürfen in Absprache mit dem Arzt einfache Speisen essen, fragen Sie einfach nach. Ob Sie vor dem Arztbesuch gewohnte Medikamente nehmen dürfen, hängt vom Wirkstoff und den zu messenden Laborwerten ab. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg rät, diese Frage sicherheitshalber vorher mit dem Arzt abzusprechen.
Warum aus der Vene?
Für Aussagen über übliche Laborwerte wie Blutzucker oder Cholesterin ist es egal, woher das untersuchte Blut stammt. Normalerweise wird die Vene angezapft, weil es einfacher ist. Die Gefäße liegen gut sichtbar oberflächlich unter der Haut. Zudem ist der Blutdruck niedriger als in den Arterien, das verhindert größere Blutergüsse. Werden nur wenige Tropfen benötigt, reicht auch Kapillarblut aus der Fingerkuppe oder dem Ohrläppchen.
Was bedeutet Vollblut?
Vollblut ist das Gesamtpaket, das aus der Vene kommt. Hierin sind alle Bestandteile enthalten. Für die gängigen Untersuchungen wie das Blutbild oder Cholesterinmessungen ist es geeignet. Aus dem Vollblut lassen sich durch verschiedene Labormaßnahmen einzelne Teilsubstanzen gewinnen, was beispielsweise für eine Blutspende erforderlich ist. Das Plasma ist der wässrige Teil des Blutes. Ihm wurden alle Zellen entnommen, nur die gelösten Mineralstoffe, Blutzucker, Hormone, Gerinnungsfaktoren und ähnliche Substanzen sind darin enthalten. Als Serum bezeichnet man die Flüssigkeit, die bei der Blutgerinnung entsteht. Es enthält die gleichen Stoffe wie das Plasma, nur ohne die Gerinnungsfaktoren.
Wie kann ich blaue Flecken verhindern?
Manchmal hat eine harmlose Blutabnahme unübersehbare Folgen: blaue Flecken. Dann ist Blut ins umliegende Gewebe gelaufen und dort geronnen. Es ist blau unter der Haut sichtbar, mit zunehmendem Abbau verändert sich die Farbe des Blutes zu Braun, Gelb oder Grün. Solche schmerzhaften Hämatome müssen nicht entstehen. Sie können ihnen selbst entgegenarbeiten, wenn Sie direkt nach der Entfernung der Nadel leichten Druck auf die Einstichstelle ausüben und den Arm gestreckt etwas anheben. Kühlen hilft auch, denn dadurch ziehen sich die Gefäße zusammen, es tritt weniger Blut aus. Das Beugen des Ellenbogens hingegen fördert oft die Ausprägung von Blutergüssen.
Gibt es »schlechte Venen«?
Zunächst einmal: Wenn die Arzthelferin bei der Blutabnahme Ihre Venen beleidigt, sagt das nichts über deren organische Funktion aus. Vermutlich meint sie lediglich, dass es etwas schwieriger als bei anderen Menschen ist, Ihnen Blut abzuzapfen. Das kann daran liegen, dass Ihre Venen schwer zu sehen oder unter Gewebe versteckt sind. Oder sie sind sehr dünn, sodass es schwieriger ist, richtig zu treffen. Lassen Sie sich nichts einreden: Wie gut das Blutabnehmen klappt, hat auch viel mit dem Talent, der Erfahrung und der ruhigen Hand Ihres Gegenübers zu tun. Im Übrigen kann keiner etwas für die Beschaffenheit seiner Venen.
Kann ich mich vorbereiten?
Sie können die Blutentnahme erleichtern, indem Sie sich, beziehungsweise den betreffenden Arm, warmhalten. Dadurch kommen die Venen besser hervor und sind für den »Abnehmer« leichter zu finden. Wenn Sie reichlich Wasser vorher trinken, läuft das Blut besser. Auch das bewährte Faustballen und -öffnen im Wechsel unterstützt den Blutfluss und kann die Entnahme verkürzen.
Gibt es Rollvenen?
Blutgefäße, die sich vor der Spritze verstecken, gibt es tatsächlich. Der eigentliche Schwachpunkt ist aber nicht die Vene, sondern das umliegende Bindegewebe. Ist das sehr locker, hält es das Blutgefäß nicht an seinem Platz: Die Vene verrutscht, wenn sie von der Nadel berührt wird. Manchmal hilft es, etwas zu trinken und nach einigen Minuten einen neuen Versuch zu starten. Wenn Sie wissen, dass Sie Rollvenen haben, die bereits mehrmals für unangenehme Begegnungen gesorgt haben, bitten Sie beim nächsten Mal direkt um eine Blutentnahme aus dem Handrücken. Das ist meist sowieso nach vergeblichen Versuchen in der Ellenbeuge angesagt, und so sparen Sie sich zumindest einen Bluterguss und eine fluchende Arzthelferin.
Rechts oder links?
Für die Untersuchung selbst spielt die Seite, wo das Blut abgenommen wird, keine Rolle. Für den rechten Arm bei einem Rechtshänder spricht, dass hier meist die Muskulatur und die Venen ausgeprägter und damit leichter anzuzapfen sind. Andererseits ist ein Rechtshänder weniger eingeschränkt, wenn dann doch ein blauer Fleck entsteht und der am linken Arm sitzt. Entscheiden Sie anhand bisheriger Erfahrungen, welche Seite Ihnen lieber ist.
Was tun gegen Spritzen-Angst?
Eine echte irrationale Angst vor Injektionen, die bis zur Ohnmacht führt, heißt Trypanophobie und kann therapeutisch behandelt werden. Verbreiteter ist ein allgemeines Unwohlsein beim Anblick der Spritze im Arm. So geht’s leichter:
Ehrlich sein: Sprechen Sie mit dem medizinischen Personal über Ihre Angst. Vielleicht holen einfühlsame Arzthelferinnen kleinere Nadeln oder besonders geübte Kolleginnen?
Nicht hinsehen: Schauen Sie sich im Raum um, halten Sie die Augen geschlossen oder nehmen Sie eine Zeitschrift mit.
Ablenken: Ein Gespräch mit dem Arzt, der Krankenschwester oder einer Person, die nicht beteiligt ist, kann während der Blutabnahme Wunder wirken. Kopfhörer mit entspannender Musik sind auch eine Option.
Informieren: Fragen Sie nach, was warum passiert und welche Handgriffe bevorstehen. Es beruhigt, zu wissen, dass bei einer Blutabnahme außer einem blauen Fleck nichts passieren kann und dass die Mitarbeiter ihren Job mit Erfahrung und Sorgfalt erledigen.
Gewöhnungseffekt: Manchen Menschen hilft eine schrittweise Beschäftigung mit dem Ablauf. Schauen Sie sich zuerst Fotos von Spritzen oder Injektionen an. Sind Sie dabei entspannt, schauen Sie ein Video einer Blutabnahme oder begleiten eine andere Person dabei. Wenn Sie das ohne Angst gelernt haben, ist auch der eigene Termin nicht mehr so schlimm.
Atmen: Ruhig und konzentriert tief ein- und ausatmen hilft. Schließen Sie die Augen und lenken Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Ihren Atem. Sie können auch im Geist zählen oder buchstabieren.
Haben Sie noch mehr Fragen? Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gern.
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